Die Parade der Bahn1987 war ein besonderes Jahr für die ÖBB: Die Eisenbahn in Österreich wurde offiziell 150 Jahre jung. Anlaß genug, der Bevölkerung die gesamte österreichische Eisenbahngeschichte zu präsentieren.Im Jahr 1987 fanden daher gleich 8 Eisenbahn-Paraden in Straßhof statt. Wie der ehemalige Generaldirektor der ÖBB Dr. Heinrich Übleis zum Ausdruck brachte, spannte die Parade den Bogen von der Nostalgie bis zur Jetztzeit. Nach eigener Information der ÖBB ordnete man die teilnehmenden Züge nicht nach Jahreszahlen oder Epochen, vielmehr wollte man ein Theaterstück in zehn Akten aufführen, wir werden uns dieser Reihenfolge anschließen. Besonders bedacht hat man auch die Nordbahn. Rudolf Schedl † hat auf einer der Paraden in Straßhof einige Fahrzeuge photographiert, diese Bilder möchten wir Ihnen hier präsentieren: ![]() Zweifellos eines der imposantesten Fahrzeuge war die Dampflok der Reihe 52. Auch "Kriegslokomotiven" genannt, wurden von dieser Reihe weit mehr als 6000 Stück gebaut. Die hier abgebildete 52.7612, gebaut 1944 von der Lokomotivfabrik Floridsdorf, war auf der Nordbahn beheimatet und zog neben Personenzügen hauptsächlich lange, schwere Kohlenzüge. Sie war bis zum Schluß in den Heizhäusern Straßhof, bzw. Wien Nord stationiert, wo sie erst am 20.1.1978 (!) aus dem aktiven Dienst ausschied. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Auf dem tschechoslowakischen Teil der Nordbahn fuhren lange Jahre die Loks der Reihe 498, eine mächtige vierfach gekuppelte Schnellzugslokomotive, hier durch die 498.106 vertreten. Die 15 Stück, im Skoda-Werk Pilsen gebaut, erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h! (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die Reihe 77 (Vormals 629) war eine typische Personenzuglokomotive. Züge, wie den hier abgebildeten, konnte man auch noch bis in die 1970er-Jahre auf österreichischer und tschechoslovakischer Seite antreffen. Die hier gezeigte Lok ist übrigens die 77.250 (vormals 77.244, davor 629.59). (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() In einer Stückzahl von 14 Exemplaren wurden die Motortriebwagen der Reihe 5042 (VT 42) erzeugt. Die ersten Wagen dieser Reihe wurden 1935 erbaut und dienten als Städte-Schnellverbindungszüge (zB. Wien-Graz) bis in die Nachkriegszeit. Ab dann sollten sie jedoch immer mehr in den Regionalbahndienst abwandern, wo deren letzter Vertreter bis 1989 seinen Dienst versah. Ab diesem Zeitpunkt wurden sie von den heutigen 5047 abgelöst. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die Licaon ist die älteste Teilnehmerin an der Parade. 1851 in der Haswell'schen Lokomitivfabrik (Wien) erbaut, fuhr sie vor allem im Güterzugsdienst. 1872 wurde die Lok umgebaut und bei der kkStB als 289.10 bezeichnet, ab 1923 verrichtete sie ihren Dienst als Werklokomotive in der Stiegl-Brauerei, bis sie 1958 am Freigelände der Linzer BB-Direktion abgestellt wurde. 1985 wurde die Lokomotive erfreulicherweise von der HW Knittelfeld in einen fahrbereiten Zustand restauriert. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() GySEV 17, so der Name der abgebildeten Lok. GySEV ist die Abkürzung des Namens (Györ-Sopron-Ebenfurti Vasut) der ungarischen Privatbahn, die ihr Streckennetz in Ungarn und Österreich betreibt und bei uns unter dem Namen ROeEE (Raab Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn) bekannt ist. 1885 in Wr. Neustadt gebaut, war sie eine typische Güterzugslokomotive auf ungarischem Gebiet. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Bei der MAV 203 handelt es sich ebenfalls um eine ungarische Lokomotive. 1876 erbaut, war sie bis in die 1960er-Jahre im aktiven Dienst. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() 1072.01 mit Waggons der Preßburgerbahn: Der hier abgebildete Zug zeigt sehr schön den Unterschied zwischen der rückständigen dampfbetriebenen Wr. Stadtbahn und der 1914 schon sehr fortschrittlichen Pressburgerbahn. Die von Otto Wagner gestalteten Personenwaggons wurden innerhalb der beiden Stadtgebiete mit Gleichstrom-Straßenbahnlokomotiven gezogen, auf der Überlandstrecke von diesen - für damalige Verhältnisse sehr modernen - Wechselstrom-Elektroloks. Diese Lokomotive verrichte 60 Jahre zur vollsten Zufriedenheit ihren Dienst und wurde dann von deutschen Eisenbahnfreunden gekauft und bis heute in sehr gutem Zustand erhalten. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Hier sehen wir einen Personenwagen der Pressburgerbahn: Inneneinrichtung und Farbgebung stammen unverkennbar von Otto Wagner. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() In der Präsentation der österreichischen Eisenbahngeschichte darf das Krokodil zweifelsohne nicht fehlen. Die Reihe 1189 (1100.100) zog damals wie ihre Schwesternbaureihe 1089 (1100) den Arlbergschnellzug, aber auch alle anderen Zugsgattungen über die österreichischen Berge. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Dieseltriebwagen 5041 (VT 41): Als Vorgänger der VT 42 verrichteten diese kleinen, wendigen Dieseltriebwagen ihren Dienst auch zunächst auf Hauptbahnstrecken, wurden jedoch auch ziemlich bald in den Nebenbahndienst abgeschoben. Dieser Wagen kann als "Mutter" aller Triebwagen angesehen werden, da mit diesen Fahrzeugen erstmals ein tatsächlich in der Praxis funktionierender Dieseltriebwagen gelang. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die Reihe 50 ist die in Österreich nur in einigen Exemplaren vertretene Vorgängerin der bei uns bekannteren Reihe 52. Diese Lokomotiven waren in Linz stationiert und zogen hauptsächlich schwere Erzzüge durch das Ennstal. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() 5045, der Blaue Blitz: Nach Beseitigung der meisten Kriegsschäden wurde rasch der Ruf nach schnellen Städteverbindungen laut. Die von SGP gelieferten Dieselwagen (5045, 5145) waren äußerst beliebt und vor allem auf der Strecke Wien - Graz und Wien - Villach eingesetzt. Aufgrund ihres Erfolgs waren diese Züge in späterer Folge auch auf internationalen Linien anzutreffen, zB. Wien - Berlin oder Wien - Venedig. Die Elektrifizierung der Hauptbahnen forderte auch von den Blauen Blitzen ihren Zoll, auch sie wurden schließlich immer mehr in den Nebenbahndienst abgeschoben. Wer ein paar Blaue Blitze aus der Nähe betrachten möchte, dem sei eine Fahrt mit der Wr. Schnellbahnlinie S80 angeraten. Zwischen (Süd-)Ostbahnhof und Simmering kann man sehr häufig einige Vertreter dieser Reihe bewundern! (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Eher "russisch" mutet die Reihe 1067, eine elektrohydraulische Verschublokomotive an. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die Dampf-Schneeschleuder 986.107 befreite über viele Jahre die westösterreichischen Bergstrecken vom Schnee. Diese Fahrzeuge konnten nicht aus eigener Kraft fahren, sondern mußten geschoben werden. Dies geschah bis weit in die Elektrolokzeit, bis sie schließlich außer Dienst traten. Die hier zu sehende 986.107 wurde vor der Verschrottung bewahrt und ansehnlich aufgearbeitet. Dies allerdings nur äußerlich, der gesamte technische Teil ist außer Funktion. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die moderne Schwester der 986 ist die selbstfahrende Schneeschleuder 2180. Schleudern und Achsen werden von einem Dieselmotor angetrieben. Besonderheit: Das Fahrzeug kann sich selbst durch anheben in die gewünschte Einsatzrichtung drehen, daher ist eine Drehscheibe nicht notwendig! (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die 1904 gebaute Lokomotive "Stammersdorf" bekam außer dem Namen die Nummer 31 und wurde ausschließlich auf der Stammersdorfer Lokalbahn zwischen Stammersdorf und Auersthal, deren Betrieb seit 1901 die Dampftramwaygesellschaft, vorm. Krauss & Comp. führte, verwendet. Da die Dampftramwaywagen von der Salztorbrücke bis Auersthal durchliefen und manche Züge wie auch Dampftramway-Güterwagen im besagten Bereich auch von dieser Lokomotive gezogen wurden, besaß diese Lok sowohl Seitenpuffer und Schraubkupplung wie auch Mittelpufferkupplung. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Reihe 5081: Der Autobus erobert die Schiene. In den 1960er Jahren führte der Auto(bus)wahn in Wien und Europa zur Umstellung zahlreicher Straßenbahnlinien auf Autobusbetrieb. Die Vorteile des damals hochgejubelten Autobus wollte man auch auf der Eisenbahn nicht missen. In Deutschland wurde deshalb schon Ende der 1950er Jahre eine sehr große Anzahl an Schienenbussen beschafft, die auf Nebenbahnen bis heute ihren Dienst verrichten. Österreich nahm ab 1964 ebenfalls an diesem "Projekt" teil und beschaffte Trieb-, Mittel- und Steuerwagen der Reihe 5081. In Deutschland und Österreich stellte und stellt man mit Ausscheiden der Type auch gleich die dazugehörigen Bahnstrecken ein, weshalb es keine vergleichbare Nachfolgetype gibt. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Die 1045 (vormals 1170) war eine der ersten Typen, die nach - auch noch aus heutiger Sicht - modernen Elektrolokbauweisen hergestellt wurden. ZB. die zwei Drehgestelle mit jeweils zwei einzeln angetriebenen Achsen finden wir heute noch auf so ziemlich jeder E-Lok. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Mit der Reihe 56 kamen 1897 erstmals große Güterzuglokomotiven auf die heimischen Strecken. Diese Lokomotive zog noch bis in die 1970er Jahre Güterzüge auf der Graz-Köflacher Eisenbahn. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Daß es auch Schienen-LKW gibt, beweisen uns diese Fahrzeuge, die sowohl auf Schienen, als auch auf Straßen fahren können,... (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() ...eine Idee, die man vielleicht wieder aufgreifen sollte... (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Ein eigenes Kapitel stellen zweifelsfrei die Draisinen dar. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Dieses Fahrzeug gibt es in ähnlicher Ausführung auch bei den Wr. Linien. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) ![]() Diese beiden Vertreter der Eisenbahngeschichte müssen gezogen werden obwohl sie fahrfähig sind: es sind nämlich Schmalspurfahrzeuge. Bei dem einen handelt es sich um den Dieseltriebwagen 5090 004 der ÖBB, beim anderen um die Dampflokomotive 83-076 der JZ. (Photo: Rudolf Schedl, 1987) |
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